Concertino 3-2013
CD Johann Sebastian Bach, Complete Sonatas for Violin Solo (BWV 1001, 1003, 1005). Matthias Kläger – Guitar, Acustica Records o.Nr.
Ein paar Takte, und man erspart sich jede weitere Suche nach anderen Interpreten im üppig gefüllten Plattenregal: Matthias Kläger fesselt, und man meint, andere, frühere gitarristische Interpreten der Bachschen Violinsonaten BWV 1001, 1003 und 1005 ganz einfach hinter sich lassen zu können. <…>
„Klarheit, Trennschärfe und Tonschönheit“ seien die Charakteristika, die für die Bachinterpretation unerlässlich, nein: ideal sind. Und so klingt’s, und genau das fesselt. Die Originaltonarten sind beibehalten, nur für die erste, die g-Moll-Sonate stimmt Kläger die hohe e‘ weiter hoch nach g‘ bzw. für den 3. Satz nach f‘. Und was bekommen wir? Bewundernswert langen Atem im letzten Satz dieser Sonate für das große Tempo und die manuellen Anforderungen. Dann die beiden größeren Werke, zuerst die a-Moll-Sonate mit den wunderbar herausgearbeiteten Verzierungen im Grave-Satz, eine veritabel „swingende“ Fuge, betörende Intimität im Andante und springfidele Lebendigkeit im Allegro-Schlusssatz. Und in der ausladenden dritten Sonate das verblüffend schlüssige Timing im Adagio und mit der über zehn Minuten langen Fuge die krönende Tour de force, blitzblank, lupenrein und doch nie aseptisch oder auch nur distanziert, sondern stattdessen ein Wunder der Kommunizierbarkeit: Klägers Fuge öffnet weitere Türen zum Verständnis des großen Komponisten; und schließlich als faszinierender „Rausschmeißer“ im Allegro-assai-Satz Virtuosität nie um ihrer selbst willen, sondern als eine der vollendetsten Ehrenbezeugungen für den größten aller Meister aller Zeiten. – Ja, Klägers Bach fesselt. Und setzt Maßstäbe. (a-tz)