Gitarrenprojekte

Matthias Kläger

Südkurier

Gitarrenkonzert: Pia Grees und Matthias Kläger mit Ruth Sandhoff (Mezzosopran)
Eindringlich und heiter koloriert, mit erlesenem Akzent

Mezzosopranistin Ruth Sandhoff
und Gitarrenduo Pia Grees & Matthias Kläger im Münsterkonzert

Das erste Münsterkonzert präsentierte sich am Sonntag als hochkarätiger Liederabend der in der Doppelstadt sehr geschätzten Freiburger Mezzosopranistin Ruth Sandhoff, welcher durch die Mitwirkung des Gitarrenduos Pia Grees & Matthias Kläger einen „erlesenen“ – so Dekan Müller in seiner Begrüßung – Akzent erhielt.

Bereits die Lieder aus „Orpheus Britannicus“ von Herry Purcell ließen erkennen, daß Ruth Sandhoffs warmtönende Gesangsstimme den großen Kirchenraum mühelos ausfüllte. Lagenausgleich, Atemtechnik und Aussprache wurden vorbildlich eingesetzt, um die der Musik huldigenden Barocklieder so eindringlich wie auch heiter-koloriert zu gestalten.
Vorzüglich war die zwar dezente aber sich „nicht versteckende“ Begleitung des Gitarrenduos; das Publikum verhielt sich mucksmäuschen still. Die folgenden fünf Lieder von Johann Sebastian Bach stammten aus dem „Schemelli-Gesangbuch“, dessen weihnachtliche Weisen besonders populär wurden. Ruth Sandhoffs geradlinig-natürliches Singen kam aber auch den weniger bekannten Nummern zugute.
Matthias Kläger begleitete allein – sein perfektes Gitarrenspiel umfaßte die komplette Generalbaßaussetzung einschließlich kleiner Vor- und Nachspiele.

Als in allen Belangen „eingespieltes Team“ erwies sich das Freiburger Duo in den reinen Instrumentalstücken „Pavane und Gagliarde“ von dem berühmten Virginalisten Orlando Gibbons, der seinerzeit als „the best hand in England“ betitelt wurde. Hier kam es auf melodischen Fluß der polyphonen Stimmen wie auf Klangschönheit an. Die Künstler entwickelten mit geschmackvollen Ausschmückungen aber sparsam eingesetzten Trillern eine erstaunlich reiche Dynamik.
Bei den spanisch gesungenen Kompositionen von Joaquin Rodrigo handelte es sich um Weihnachtslieder. Pia Grees erläuterte kurz deren Inhalt und begleitete dann meisterlich die auswendig singende Ruth Sandhoff. Mit südländischem Melos und zuweilen recht temperamentvoll (drittes Lied!) wurden die feierlichen Gedanken und die freudige Erregung der Hirten geschildert.

Man kann sich kaum einen größeren Gegensatz dazu vorstellen als Hugo Wolfs tiefsinnige Lieder vom Christkind, deren originale Klaviergegleitung für Gitarrenduo arrangiert wurde. Drei Lieder entstammten dem „Spanischen Liederbuch“, in dem der Komponist von Geibel und Heyse übersetzte Barockdichtungen vertonte, das „Schlafende Jesuskind“ ist ein bekanntes Mörike-Gedicht. Trotz der eindringlich-engagierten Interpretation der jungen Künstler wurde deutlich, daß bei den geistlichen Werken Wolfs die farbigere und dynamisch weitgespanntere Klavierbegleitung vorzuziehen ist. Die Gitarren wirkten oft nicht als Partner sondern eher beiläufig.

Zum Höhepunkt wurde der letzte Teil des Konzerts: „Prélude, Fugue et Variation“ (op.18), ein beliebtes Orgelstück von César Franck, bearbeiteten Grees & Kläger für zwei Gitarren. Mit ihrer konkurrenzlos feinsinnigen Interpretation stellten sie das „Original“ insofern in den Schatten, als dieses wegen der vorgeschriebenen Registrierung mit Zungenstimmen meist etwas aufdringlich klingt. Übertroffen wurde das schöne Werk noch durch die abschließenden „Hebräischen Lieder“ von Maurice Ravel, die von der Sängerin wie von ihren Partnern so packend dargestellt wurden, daß sich das begeisterte Publikum eine Zugabe erklatschte. Man kann sich kaum einen gelungeneren „Einstand“ für den diesjährigen Zyklus der Münsterkonzerte vorstellen …

Peter Schinnerling, Südkurier 4.2.1998